Liebe Leserinnen und Leser!
Diese Website erinnert an 86 jüdische Frauen und Männer. Sie waren in verschiedenen europäischen Ländern geboren worden, hatten eine friedliche Kindheit verbracht und eine selbstbestimmte Zukunft vor Augen. Viele waren frisch verheiratet, manche hatten Kinder. Alle standen sie mitten im Leben.
Aber jäh stoppten die Nationalsozialisten diese Lebensläufe. Sie verfolgten Juden nicht nur in Deutschland, sondern weithin in Europa. Sie jagten ihre Opfer aus deren Heimat, wo überall sie wohnten. Wer sich nicht retten konnte, wurde in den Tod getrieben. Über eine Million Morde allein in Auschwitz.
Nur wenige der nach Auschwitz deportierten Menschen konnten das Vernichtungslager wieder verlassen. 29 Frauen und 57 Männer hatten Überlebenshoffnungen, als sie Ende Juli 1943 das KZ in Richtung Frankreich überstellt wurden. Indes war ihr Schicksal längst besiegelt. Zwei SS-Anthropologen waren mit ihrer Selektion beauftragt worden, um sie im KZ Natzweiler-Struthof (Elsass) töten zu lassen. Aus den Leichen sollten an der nahegelegenen Reichsuniversität Straßburg Skelette für rassenideologisch motivierte Forschungen präpariert und in einer um diese Exemplare erweiterten anthropologischen Sammlung des Anatomischen Instituts präsentiert werden.
Das makabre Ausstellungsvorhaben konnten dessen Initiator Prof. Dr. August Hirt - Direktor des Anatomischen Instituts an der Reichsuniversität - und seine Helfer nicht mehr zu Ende führen. Die sterblichen Überreste der Ermordeten wurden nach der Befreiung Straßburgs in einem Massengrab auf dem Jüdischen Friedhof beigesetzt.
Diese 86 Personen sollen nicht vergessen werden. Das ist mein großes Anliegen, darum möchte ich hier ihre Biografien vergegenwärtigen.
Hans-Joachim Lang
Joanne Weinberg, Debbie Konkol und Chris Halverson besuchten auf dem Straßburger Jüdischen Friedhof das Grab, in dem auch ihre Großmutter Alice Simon beerdigt ist. Die Gedenksteinchen hatten sie aus den USA mitgebracht.
Am 27. April 2015 enthüllte Frankreichs Staatspräsident François Hollande (Mitte) mit führenden Europapolitikern im KZ Natzweiler-Struthof einen Gedenkstein mit den Namen der hier ermordeten 86 Jüdinnen und Juden. Bilder: Lang